Für ein kontrollierbares Abkommen zur Abschaffung aller Atomwaffen
Wir Teilnehmer an der Abschlusssitzung der Konferenz: „Vom atomaren
Patt zu einer von Atomwaffen freien Welt – Zum Gedenken an Klaus
Fuchs“, veranstaltet von der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften und
dem Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur, unterstützt durch die
Deutsche Gesellschaft für Kybernetik, rufen alle in der Forschung und
Entwicklung Tätigen, alle Politikerinnen und Politiker, alle
friedliebenden Menschen dazu auf, sich für ein kontrollierbares
Abkommen zum Verbot und zur Vernichtung aller Kernwaffen – als
ein Gebot der Vernunft – einzusetzen.
Die Atombombenabwürfe am 6. und 9. August 1945 auf Hiroshima und
Nagasaki forderten hunderttausende Opfer. Auch bei den
Kernwaffenversuchen der nachfolgenden Jahre waren zahlreiche Opfer zu
beklagen.
Der Kalte Krieg war von der realen Gefahr einer nuklearen Katastrophe
geprägt.
Der Internationale Gerichtshof entschied 1996, dass Kernwaffen keine
Waffen im Sinne des Kriegsrechts sind. Ihr Einsatz ist in keiner Weise
zu rechtfertigen. Frieden in Freiheit ist nicht durch das Vorhandensein
von Massenvernichtungswaffen zu erreichen.
Eine Reihe von Staaten erkennt das Urteil des Internationalen
Gerichtshofs nicht an. Die Anzahl der Atomwaffen besitzenden Staaten
hat sich erhöht und es besteht die reale Gefahr, dass sie sich weiter
erhöhen wird. Riesige Kernwaffenlager existieren. Ihre Existenz wird
mit immer neuen Argumenten gerechtfertigt. Eine Modernisierung von
Atomwaffen wird angestrebt. Die Gefahr der Selbstvernichtung der
Menschheit und ihrer Lebensbedingungen wächst weiter.
Wir fordern die national und international wirkenden Politikerinnen und
Politiker auf, das Ziel der Abschaffung aller Atomwaffen unmittelbar
und mit Nachdruck zu verfolgen. Es ist im Atomzeitalter wider die
Vernunft, Krieg als geeignetes Mittel zur Wiederherstellung verletzter
Rechte zu betrachten. Angesichts der Gefahr einer völligen Vernichtung
der Menschheit gibt es keinen gerechten Krieg und auch keine gerechte
Revolution, die den Einsatz solcher Waffen rechtfertigen würden.
Soziale Ungerechtigkeiten sollten auf friedlichem Wege überwunden
werden.
Wir sind der festen Überzeugung, dass alle Kernwaffen verboten und
vernichtet werden müssen, damit die Gefahr einer völligen Vernichtung
der Menschheit gebannt wird. Dieses Ziel zu erreichen ist nicht leicht!
Es ist dazu unbedingt erforderlich, ein überprüfbares Abkommen zu
erarbeiten, abzuschließen und alle Nationen daran zu beteiligen!
Alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, besonders die in der
Atomforschung und Waffenentwicklung wirkenden, sind aufgerufen,
gemeinsam mit allen humanistischen friedliebenden Kräften, auf dieses
Ziel hinzuarbeiten.
Wichtige Schritte in diese Richtung wären der Abzug der taktischen
Kernwaffen von deutschem Boden und die Schaffung einer kernwaffenfreien
Zone in Mitteleuropa.
Berlin, den 26. November 2011